Der 3D-Druck erlaubt höhere Produktleistung und individualisierte Massenfertigung in Echtzeit ohne Montage und ohne Lagerhaltung. Immer schneller substituiert er konventionelle Fertigung. Deshalb müssen Unternehmen jetzt ihre Wettbewerbsstrategien überprüfen.
 
Die Neuausrichtung kann zu Insourcing, Innovation und digitalen Plattformen führen. Werden bald Amazon, Apple und Google die weltweite Fertigung beherrschen?
 
Der 3D-Druck, oder additive Fertigung, ermöglicht höhere Produktleistung durch feinere und komplexere Konstruktion in einem Bauteil. Möglich sind feinste, unterschiedliche Porositäten, bionische Konstruktionen, Hochintegration und Materialmix auf engem Raum in Bauteilen mit Außendimensionen von vielen Metern. Immer mehr Material wie Kunststoffe, Plastikmüll, Kunstharze, Metalle, Keramiken, Zement, Verbundwerkstoffe, Glas und Lebensmittel wird schichtweise aufgebaut.
 
Der 3D-Druck hat vielfach konventionelle Serienfertigung substituiert, beispielsweise für Maschinenteile, Ersatzteile, Verschleissteile und Mode. Er verursacht zwar oft höhere Einzelkosten als konventionelle Fertigung, jedoch oft auch niedrigere Gesamtkosten, wenn die Vorteile aus schlanker Flexibilität ausgeschöpft werden. Die Substitution von konventioneller Serienfertigung erfolgt immer schneller. Ganze 3D-Druck-Fabriken sind entstanden. Der Umsatzanteil von industriellen 3D-Druckern an automatischen Fertigungsanlagen steigt, in den USA beispielsweise von etwa 30% heute auf über 40% in 2020. Die Anzahl der Patente auf 3D-Druck wächst jährlich um etwa 50%.
 
Vielfach probieren Unternehmen die Möglichkeiten des 3D-Drucks aus. Das ist der Einstieg. Jedoch reicht der nicht für die absehbaren Verschiebungen im Wettbewerb aus. Erforderlich sind eine belastbare Wettbewerbsstrategie und eine hohe Geschwindigkeit in der Umsetzung. Auch sind heute die Geschäftsprozesse für 3D-Druck nicht schlank.
 
Für eine belastbare Wettbewerbsstrategie müssen unternehmerische Fragen zu Markt, Ressourcen und Wettbewerb beantwortet werden. Einige Beispiele: Schaffen wir zusätzliche Nachfrage und Marge durch in Echzeit individualisierte Produkte hoher Leistung? Wie wichtig sind Produktqualität und Handhabung? Welche Auswirkungen haben Gewährleistung, Garantie und Produkthaftung? Wie wird beauftragt? Was ist die beste Technologie oder Technologiekombination – ohne oder mit Industrie 4.0? Wo wird hergestellt? Wird die Wertkette neu geordnet? Wie erfolgt das Management der Geschäftsprozesse? Wer setzt die digitalen Standards? Treten neue Wettbewerber in den Markt ein? Werden digitale Plattformen und fragmentierte Fertigung entstehen? Auf Basis belastbarer Antworten lassen sich spezifische Wettbewerbsstrategien entwickeln.
 
Für die meist schrittweise Umsetzung ist Geschwindigkeit Trumpf. Es wird schon mal der Spritzguss einer Branche in weniger als zwei Jahren vollständig substituiert. Machen Produktleistung, Ausbringung, Qualität und Kosten Probleme oder benötigen sie Leistungssprünge, muss die Grundursache für eine nachhaltige und effiziente Problemlösung schnell gefunden werden. Das ermöglichen die Statistische Technik für Optimierungen und die Innovationstechnik für Innovationen von Produkten und Prozessen.
 
Probieren, Wettbewerbsstrategie, Geschwindigkeit und schlanke Geschäftsprozesse sind wesentliche Erfolgsfaktoren bei Einführung des 3D-Drucks.